Das Ego muss sterben!?

„Das Ego muss sterben“

Das ist eine Überzeugung, mit der ich immer wieder konfrontiert werde, weil sie an mich herangetragen wird. „Wie kann ich mein Ego sterben lassen?“

Im Zusammensein mit meinem Advaita Meister hatte ich unter anderem die Aufgabe, mein Ego zu finden. Das, was ich lediglich finden konnte, waren Gedanken, die ein „Ich“ beinhalteten, aber das „Ich“ selbst, wie ich es mir vorgestellt hatte, konnte ich nie finden. In Advaita Vedanta definiert man die Suche nach dem „Ich“ als Selbsterforschung. Das, was ich durch die Selbsterforschung in mir finden konnte, war absolute Stille und mein Meister sagte mir: „Das bist du, das ist dein wahres Selbst.“
Mit meiner Selbsterforschung kam ich zu dem Schluss, dass das Ego ein Einbildung ist.


Manche Meister sagen dazu Phantom, wieder andere Illusion.

Also wenn das sogenannte Ego nur als Einbildung, Phantom oder Illusion existiert, was soll dann sterben?

Das, was bei vielen Suchenden passiert ist, dass sie dem sogenannten Ego eine eigene Identität zuschreiben mit einem eigenen Willen. Sie personifizieren wahrgenommene Muster, ganz gleich ob es mentale, emotionale oder Identifikationsmuster sind und kreieren daraus eine phänomenale Identität „Ego“.


Das Personifizieren dieser Muster zu einem illusorischen „Ego“ lässt weitere Einbildungen entstehen, wie z.B. dass sich das „Ego“ gegen Veränderung wehrt, gegen bestimmte Verhaltensweisen wehrt, wie Hingabe oder sich gegen die Grenzenlosigkeit wehrt.

Dahinter steht nicht wirklich ein Ego, sondern einfach abgespeicherte Muster auf ganz bestimmten Ebenen. Die Muster an sich haben keinen eigenen Willen und auch keine eigene Kraft. Muster können nur „eingeschaltete“ werden, wenn sie Energie bekommen. Energie bekommen sie durch unsere bewussten oder unbewussten Absichten und Gewohnheiten.
Es sind also unsere Gewohnheiten und Absichten, ob bewusst oder unbewusst, die unsere Aufmerksamkeit zu den gespeicherten Mustern lenken und sie damit aktivieren.

 

Das, was wirklich existiert ist unser allumfassendes Bewusstsein, dass wir alle sind, aus dem Energie hervorgeht (die in manchen Traditionen Shakti genannt wird), die sich ausdrückt und sehr oft als Schöpfungskraft definiert wird. Der Ausdruck der Energie geschieht über die unterschiedlichen Ebenen unseres Menschseins und deren gespeicherten Mustern.

 

Woher stammen die Muster in den angesprochenen Ebenen?
Wir haben diese Muster einerseits in unserer Kindheit und Jugend und auch als Erwachsener von unseren Eltern und der Gesellschaft übernommen. Andererseits haben wir Muster selbst durch unsere Erfahrungen kreiert. Es gibt auch kollektive Muster, die ich in diesem Fall zu den übernommenen Mustern zähle.

Kann man diese Muster verändern?
Ja, wenn man will, kann man alle Muster verändern und so den Ausdruck der Energie und damit unser Erleben verändern. Auf jeder der drei angesprochenen Ebenen (obwohl es noch mehr gibt), Mentalebene, Emotionalebene und Identifikationsebene gestaltet sich der Aufbau der Muster sehr unterschiedlich.

Auf der Mentalebene finden wir Glaubenssätze, Beurteilungen und Ansprüche, also Gedanken, die unser Leben in einer gewissen Weise bestimmen.

Auf der Emotionalebene sind sogenannte Konditionierungen abgespeichert, also keine Situationen oder Glaubenssätze, sondern Gefühle, die gleichzeig als Erfahrung erlebt wurden, z. B. Liebe = Leid.
Es sind Konditionierungen, die zu einer Überzeugung geworden sind und unser Leben beeinflussen.

Auf der Identifikationsebene finden wir Muster wie „Ich bin der Körper“, „Ich bin ein Mann“, „Ich bin eine Frau“, aber auch „Ich bin ein Zweifler“, „Ich bin nicht gut genug“ oder überhaupt unser selbst zusammengezimmertes Selbstbild, das zum zweifelhaften Gestalter unseres Lebens wird.

Wie gesagt, man kann die Muster ändern, man muss sie aber nicht ändern.
Ich wollte einfach klar machen, dass das Ego nicht zu sterben braucht, denn es existiert nicht wirklich.


Es existiert nur dann als Einbildung, Phantom oder Illusion, wenn wir unsere innewohnenden Muster auf den unterschiedlichen Ebenen personifizieren.

Zum Abschluss: Ich erhebe keinen Anspruch auf Wahrheit über das, was ich hier schreibe.
Es ist ein Konzept, dass vielleicht so manchen von einer Bürde befreit.

 

Herzliche Grüße - Aktu